Märchen beginnen üblicherweise mit dem Satz, «es war einmal». Und weil die Geschichte des RHC Wimmis auch etwas Märchenhaftes an sich hat, soll auch dieser Text so beginnen. Also:
Es waren einmal zwei Männer, sie waren begeisterte Eishockeyspieler, die sich im Winter der Aufgabe hingaben, auf der Natur-Eisbahn von Wimmis eine Eisschicht aufzubauen. Diese beiden Männer, sie hiessen René Perret und Werner Stalder, waren wieder einmal dabei, Eis für den Wintersport aufzubereiten. Bei einer Pause, in der sie sich mit einem Kaffee fertig die Finger und Knochen wärmten, fragte René Perret, der beim SC Thunerstern Eishockey spielte, trotzdem aber weiterhin als Trainer Verbindung zum Hockey-Club Wimmis hielt: «Du Wernu, kennst du eigentlich die Sportart Rollhockey? Ist noch eine coole Sache.» Werner Stalder antwortete: «Klar, ich wohne doch in der Nähe der Schulsportanlage Schönau, wo die Thuner Rölleler spielen, und zuweilen schaue ich mir eine Partie an.»
Perret fing sofort Feuer. «Was die können, können doch auch wir. Komm, wir gründen auch eine Rollhockey-Abteilung.» Weil die Statuten des Schweizer Vereinsrechts vorschreiben, dass ein Verein mindestens drei Mitglieder haben muss, machten sich Perret und Stalder auf die Suche nach einem dritten Mitstreiter. Sie fanden ihn im alten Löwen-Wirten, Charles «Chärlu» Moser. Bei einem weiteren Kaffee in dessen Gaststätte fertig schritten die drei zur Tat und gründeten unter dem Dach des Hockey Club Wimmis eine Rollhockey-Sektion.
Die ersten Partien bestritt der jüngste Spross der damals noch kleinen Schweizer Rollhockey-Gemeinde in den Tenus des Hockey-Clubs. Doch nicht alle Mitglieder in diesem älteren, etablierten Dorf-Verein sahen das Treiben ihres Nachwuchses gerne. Der Argwohn führte dazu, dass sich Perret, Stalder und Moser auf die Suche nach weiteren Enthusiasten machten, die ihre Idee mittrugen. Die acht Männer, die am 27. Dezember 1975 den RHC Wimmis gründeten, waren René Perret, Werner Stalder, Charles Moser, Peter Egger, Christoph Jaggi, Beat Matti, Peter Jaggi und Bernhard Aegerter.
Im kommenden Dezember wird das, was im übertragenen Sinne als Schnapsidee begann, 50 Jahre alt. Und wie in einem echten Märchen entwickelte sich die Geschichte nach den holprigen Anfängen des Klubs auf dem Viehschauplatz beim Schulhaus Chrümig unerwartet erfolgreich. Schon im Herbst 1979 feierten die B-Junioren des RHC Wimmis den ersten Meistertitel für den Klub, 1984 stieg praktisch dieselbe Mannschaft in einem Entscheidungsspiel gegen den Roller-Club Bern erstmals in die Nationalliga A auf. Im Frühjahr 2007 feierten die Wimmiser dann den ersten Meistertitel bei der Elite, und im vergangenen Frühjahr fehlte ihnen im Play-off-Final gegen den RHC Diessbach nur ein einziger Sieg, um erneut Meister zu werden.
René Wittwer ist heute so etwas wie die gute Seele des RHC Wimmis. Er stiess als Junior zum Klub, durchlief in diesem praktische alle Stufen und auch Funktionen. Von 2000 bis 2014 stand er dem RHC als Präsidenten vor. In dieser Zeit organisierte der RHC Wimmis unter anderem die Europameisterschaf 2000 und die Junioren-EM 2004 in Wimmis. Am Turnier der Elitesportler war die Halle auf der Herrenmatte, welche der Klub 1999 bezogen hatte, an fünf Turniertagen mehr oder weniger immer voll. Wimmis stand für eine ganze Woche im Fokus des europäischen Rollhockeys. Neben hochklassigem Sport bot der Klub den zirka zehntausend Zuschauern auch hochkarätige Unterhaltung. Im Rahmprogramm interviewte die Fernseh-Moderatorin Daniela Milanese im Festzelt national bekannte Sportler wie die Skilegende Bernhard Russi oder den NHL-Pionier Mark Streit.
Wittwer, der das Präsidium mittlerweile an seinen ehemaligen Mannschaftskollegen Beat Meier weitergegeben hat, sagt: «Der RHC ist für mich wie eine zweite Familie. Die Europameisterschaft in Wimmis, der Schweizermeistertitel der NLA, aber auch die Europacup-Spiele mit der Reise auf die Azoren, sind für mich die Höhepunkte in meiner langen Geschichte mit diesem Klub.»
In der kommenden Altjahrswoche, am 27. Dezember natürlich, wird der RHC Wimmis seinen 50. Geburtstag mit einem grossen Fest in der Rollhockey-Halle feiern. Die entsprechenden Bankettkarten sind ab sofort erhältlich! Neben einem Festessen mit politischen und sportlichen Gästen wird es unter anderem auch ein Junioren-Turnier geben. Und auch ein Teil jener mittlerweile in die Jahre gekommenen Männer, welche vor 50 Jahre jene Schnapsidee hatten, die sich als Geistesblitz herausstellten, werden es sich nicht nehmen lassen, ihrem Spross die Ehre zu erweisen. Seid auch ihr dabei, wenn der RHCW seinen 50. Geburtstag feiern wird.
Daniel Germann
